…der Wald ist im Wandel, hier einige unkonventionelle und/oder unbequeme Gedanken zur Waldwirtschaft…

Wie sieht eine gute forstliche Nutzungsplanung in näherer Zukunft aus, wenn Vorratsentwicklung, Zuwachs und Zwangsnutzungen aufgrund zunehmendem Vitalitätsverlust des Altbestandes kaum mehr planbar sind?

Der stehende (Holz-)Vorrat spielt in der forstlichen Nutzungsplanung („Massnahmenplan“, „Betriebsplan“) die zentrale Rolle zusammen mit den Faktoren Zuwachs und Stammzahlverteilung nach Durchmesserklassen.

Im Dauerwald wird das am besten über Stammzahl- und Grundflächenverteilung abgebildet. (Siehe“Abbildung 5: Stammzahl-und Grundflächenverteilung für die Gesamtfläche“ als beispielhafte Darstellung eines Betriebes.)

Die Abschätzung des Zuwachses im Volumen (m3 bzw. Silven) stellt uns hier bereits ohne Klimaveränderung vor Probleme, da die alten Tarife des schlagweisen Hochwaldes mit fortschreitendem Strukturumbau nicht mehr zwangsläufig gelten. Nun werden die anzeichnenden Förster in den kommenden Jahren mit sehr vielen stark geschwächten Bäumen über die gesamte Betriebsfläche verteilt vor der schwierigen Aufgabe stehen, ungeplante, vorzeitige Nutzungen und Zwangsnutzungen vorzunehmen und in die periodische Planung einfliessen zu lassen. Sonst wird die Kontinuität der Holznutzung noch unwahrscheinlicher, als sie bereits heute durch die drohend hohe Mortalität des Altbestandes scheint. Werden die Stammzahl- und Grundflächenverteilungen auch bei ausserplanlichen Nutzungen tatsächlich nachgeführt? Im Dauerwald besteht die Gefahr, dass man entweder noch konventionell mit Volumen rechnet, was keinen ausreichenden Überblick über die Struktur des Waldes gibt oder man mit Grundflächen- und Stammzahlverteilung arbeitet und die Zwangsnutzungen nicht konsequent einbezieht. Auf jeden Fall wird die planbare Nutzungsmenge pro Einheit und Periode geringer, was aus Stabilitätsgründen wünschenswert ist.

Diese Entwicklung steht jedoch in starkem Gegensatz zu den Anforderungen der hochmechanisierten Holzernte mit schweren Maschinen, welche eine gewisse Erntemenge pro Fläche benötigen, damit sich ihr Transport und Einsatz lohnt. Auch steht ein Eingriff von geringer Stärke auf grosser Fläche in vielen Wintern im Konflikt mit der Tragfähigkeit nasser Böden, weil die Maschinen in den kürzer werdenden Perioden tragfähigen Bodens nicht überall gleichzeitig sein können. Trotzdem verschiebt die ungeplante Nutzung den Hiebsatz unausweichlich auf eine grössere Fläche, ausser absterbende Bäume werden als Totholz belassen oder der Vorrat ungeplant gesenkt. Die Arbeitsplanung wird deshalb ebenfalls komplexer.

Es braucht deshalb eine Strategie, wie mit wenig vitalen Bäumen umgegangen wird. Denn die Kosten und Risiken der Totholzernte sind wesentlich höher und stehen einem geringeren Erlös des schnell abwertenden Holzes gegenüber! Bei Perioden zwischen den Nutzungen von bis zu 10 Jahren wäre es somit absehbar, dass sehr viel Stammholz verloren gehen und mehr Schadholz anfallen wird. Falls nicht relativ rasch auf der gesamten Fläche die wenigst vitalen Bäume geerntet werden, bricht auch der Zuwachs ein. Das kommt so, weil die wenig vitalen Bäume nicht gleich Platz machen und selbst nicht mehr normal wachsen.

Eine zielführende Nutzungsplanung muss diese Kosten für den Betrieb mit in Betrachtung ziehen. Somit muss die fixe Etappenplanung durch eine vom grössten potentiellen Wertverlust gesteuerte Planung ersetzt werden.

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